Der Sommer ist in vollem Gange, verwöhnt uns mit Sonne und schenkt uns erfrischende Sommergewitter. Gerne verfolge ich diese vom Fenster aus, die Arme auf die Fensterbank gestützt, lasse ich mir die nach Regen duftende Luft durch meine Haare wehen. Meist habe ich dann etwas zu trinken neben mir, eine erfrischende Limo, ein halb abgekühlter (oder halb heißer) Tee. Mittlerweile hat sich mein Herz ebenso für kalten Kaffee erwärmt (oder abgekühlt).
Diese Momente sind selten, meist schlafe ich bei einem Gewitter (nachdem ich wie von der Tarantel gestochen vorher bloß alle Fenster verschlossen habe), aber es geht mit hier nicht darum, dass ich etwas oft erlebe. Es geht um das Gefühl. Die Probleme, Zukünftiges verschwinden für einen Moment aus dem Geist. Der Moment ist klar, zeitlos und auch manchmal von Traurigkeit erfüllt, man denkt an liebe Menschen, an vergangene Reisen und längst verblichene Taten. Während man in den Regen hineinlächelt, rinnt eine Träne die Wange herunter, fast unbemerkt, bei den Tropfen, die das Gesicht streifen.
All das, diese melancholischen Gefühle, welche in einem hochkommen, wenn man dies oder das tut, sind es, die ich liebe. Überraschender Weise erlebe ich es, wenn ich Filme sehe (meine Lieblingsfilme "Vielleicht lieber Morgen" "Herzensbrecher" oder "A Single Man") oder lese.
Ein reiner Impulskauf, so nennt man die letzten Verlockungen an der Supermarktkasse, war das DRIFT Magazin. Ich habe immer wieder Internetläden, die ich in unregelmäßigen Abständen besuche und dann oft erstaunt Neues entdecke. Das kann ein Becher, ein Stuhl oder eben eine Zeitschrift sein. Dabei habe ich mich mehr oder minder unter Kontrolle, was den Kaufrausch angeht. Momentan kaufe ich (leider) nur noch wenig (gute) Magazine. Hochglänzern (Schöner Wohnen etc.) kann ich widerstehen. Ausser Mama spendiert mal eine beim Einkaufen. Die derzeitigen Ausgaben für eine neue Wohnung sind leider zu hoch, vorallem wenn man wie ich einen "ausgeprägten" Sinn und Geschmack für das Schöne pflegt. Aber ab und an wandert der Weekender vom Bahnhofskiosk in meine Tasche (natürlich bezahlt! Das klingt sonst so...) oder eben in diesem Fall DRIFT. Was ja immer noch nicht erklärt, was diese Zeitschrift so ausmacht.
Sie beschäftigt sich mit der Café- und Kaffeeszene in einer bestimmten Stadt. In der ersten Ausgabe war es New York. In der zweiten ist es Tokyo. Vielleicht weiß der ein oder andere hier, das ich Japanholic bin und sowieso alles konsumiere, was nur im entferntesten aus dem Land der aufgehenden Sonne kommt. Zum anderen durfte ich dieses Land im letzten Frühjahr besuchen (Asche über mein Haupt. Ich hab hier immer noch keinen Reisebericht eingereicht.). Die erste weite Reise ohne Eltern, der erste lange Flug. Eine Erinnerung, die mich mein Leben lang begleiten und prägen wird.
Da darf man dann schonmal feuchte Augen bekommen, wenn man die ersten Seiten von DRIFT aufschlägt, nachdem man in aller Weihnachtsmanier den Postumschlag vorfreudig geöffnet hat. Da war ich! Eine Kreuzung, ein Park, ein See, und die anderen beiden Ecken, zwei Hochhauskomplexe. Ich weiß noch, wir sind die Straße entlang gegangen, auf der Suche nach einem Eis, welches wir dann in dem Park genüsslich in der Sonne auf einer Bank aßen.
So erging es mir auch auf den folgendnen Seiten. Langsam lese ich erste Texte, die Kaffee und Cafés in Tokyo beschreiben und den Hintergrund für dies oder jenes in der Kultur erklären, erklären, was ein kissaten ist. Ein tearoom(gibt es eine gute dt. Übersetzung?!) der auch ein Café ist. Also wo Kaffee und Tee nebeneinander existieren. kissaten sind oft Institutuionen und erleben eine Renaissance, Barista versuchen den Kunden den besten Kaffee zu bieten, den sie produzieren können. Das Magazin fesselt mich in dieser Hinsicht immer wieder. Wehmütig muss ich feststellen, dass ich doch nicht so viel erlebt habe, wie es mir vorkommt. In zwei Wochen Urlaub kann man trotz voller Agenda nicht alles sehen und erfahren, und schon gar nicht in einer Riesenstadt. Das Lesen ist für mich wie ein erneutes Erleben, die Bilder geben mir dazu die nötigen Impulse um mich in diese Gewitter-Regen-Sommernachtsstimmung zu bringen.
Wer genauso gern Japan und Kaffee mag, zudem noch schöne Bilder aus gewohnt ungewohnten Perspektiven mit einem Blick für das Detail liebt, der sollte über das Magazine nachdenken (ich werde hier weder unterstützt noch ausgestattet von irgendeinem Händler o.ä., alles was hier steht, ist 100% meine eigene Ansicht!). Ich hab es über Coffee Table Mags aus Hamburg bezogen. Dort hat sich Thorsten Keller ein kleines Magazinlädchen mit Onlineshop aufgebaut. Ihr könnt aber auch bei den Public Coffee Roasters vorbeischauen und euch dort eine Auswahl an Magazinen anschauen und kaufen. Ich finde kleine neu gegründete Unternehmen sollten unterstützt werden.
Jan
Poet!
AntwortenLöschenDa ich dem Rosé mehr Beachtung als dem Kaffee schenke, muss ich wohl noch auf ein anderes Magazin warten :-). Wobei die Bilder schon beeindruckend schön sind!
Gestern übrigens war ich als Verkäuferin auf dem Flohmarkt in Münster. Den Du bestimmt kennst. Aber wenn nicht: Du würdest fündig werden. Schöne Sachen dazwischen.
Herzlichst gegrüßt,
Steph
Ein zu Beginn sehr gefühlvoller Post. Wow hast Du das genial geschrieben. Da bekam ich Gänsehaut.
AntwortenLöschenEin schöner Einblick in die Gefühlswelt.
:-* Dein Daniel